Auf der Suche nach Alexander dem Großen in Amphipolis in Ostmazedonien (1)

Als uns vorgeschlagen wurde, auf den Spuren Alexanders des Großen nach Mazedonien in Nordgriechenland zu reisen, stellten wir uns riesige und grandiose archäologische Stätten vor. Vor Ortsah es ein wenig anders aus ...

Neueste Ausgabe : 11 August 2019

Flughafen Thessaloniki. An Bord unseres Mietwagens verfliegt die erste Besorgnis schnell: Die Wegbeschreibung ist sehr gut ausgeschildert. Schnell verlassen wir die Stadt und durchqueren weite Anbauflächen: Olivenhaine soweit das Auge reicht, Sonnenblumenfelder. Diese fruchtbare Hügellandschaft ist eine wahre Augenweide.

Olivenhaine so weit das Auge reicht in der Region Makedonien in Griechenland

Eineinhalb Stunden später erreichen wir unseren ersten Halt, Amphipolis, das als eine der wichtigsten archäologischen Stätten Griechenlands gilt. Egal wie sehr ich die Landschaft absuche, nirgendwo sehe ich beeindruckende Säulen oder majestätische Tempel.

Einer der seltenen Überreste von Amphipolis.

Etwas enttäuscht lauschen wir dennoch den Erklärungen der Fremdenführerin, die uns erwartete. Sehr lehrreich und mit viel Leidenschaft für Geschichte, erzählt uns Angeliki Komsiou von der Vergangenheit dieser Stätte, die seit der Jungsteinzeit bewohnt ist. Ein Ort begehrt für seine Gold- und Silbervorkommen in den Bergen, das Holz seiner tiefen Wälder für den Schiffbau.

Angeliki erzählt von erbitterten Kämpfen, Massaker, politische Allianzen…. Die Stadt wurde 437 v. Chr. von den Athenern gegründet, die gegen die Thraker gekämpft hatten. 357 v.Chr., wird sie erobert vom König von Makedonien Philipp II., Vater von Alexander,  vor der Ankunft der Römer im Jahr 168 av. JC.
Die Goldvorkommen finanzierten Alexanders Feldzug gegen die Perser. Unter seiner Herrschaft wurde Amphipolis auch zu einem wichtigen Marinestützpunkt, von dem aus seine riesigen Flotten abfuhren. Schade, der kleine Hafen an der Mündung des Strynoma ist wegen Verschlammung durch Anschwemmungen des Flusses unpassierbar.

Von diesem Hafen in der Nähe von Amphipolis starteten die Flotten von  Alexander dem Großen.

Nach diesemhistoirschen Einblick, besuchten das archäologische Museum, klein, aber ach so reich und gut dokumentiert, das die lange menschliche Anwesenheit auf der Stätte aufzeigt. Die veschiedenen Gegenständee stammen aus prähistorischer, hellenistischer, römischer und byzantinischer Zeit: Büsten, Statuen, Münzen, Schmuck, eine goldene Totenmaske, Vasen und sogar Babyflaschen aus Terrakotta!

Obwohl das Museum klein ist, verweilen wir gerne dort, denn die Exponate sind faszinierend und überraschend. Aber Angeliki will uns einige Ruinen vor Ort zeigen. Endlich versteckte Tempel?
Nicht wirklich. Wir wandern entlang der Nordwände, die durch ihre Größe beeindrucken.

Teil der nördlichen Mauern, die Amphipolis schützten.

Versteckt im Unkraut, die frühchristliche Akropolis. In den Ruinen können wir den Grundriss von vier Basiliken, eine Rotunde und einige Mosaike ausmachen.

Einige einfache Mosaike an der Stelle der frühchristlichen Akropolis von Amphipolis
Die frühchristliche Akropolis von Amphipolis ist noch nicht erschlossen.

Mit dem in Marmor gemeißelten Löwen aus Thasos können wir endlich ein monumentales Werk bewundern. Dieser auf den Hinterbeinen stehende Löwe, über 5 Meter hoch, wachte über eine Grabstätte.

Der Löwe von Amphipolis.

Vielleicht diejenige, das bei Ausgrabungen im Jahr 2014 entdeckt wurde und die ein bedeutendes, reich verziertes Grabdenkmal freilegten. Leider ist es nicht das Grab Alexanders des Großen, aber vielleicht das seiner Mutter Olympias oder einer seiner Frauen oder eines seiner Lieblingsgeneräle. Das Grab kann (noch) nicht besichtigt werden, die Arbeiten scheinen eingestellt worden zu sein. Der im Grab gefundene Kopf der Sphinx wird demnächst im Museum ausgestellt.

In der Ferne das mazedonische Grab von Amphipolis.

Die Stätte von Amphipolis birgt immer noch viele Geheimnisse. Die Schätze, die unter der Erde schlummern, warten nur darauf, die nötigen finanziellen Mittel ans Licht zu bringen.

Unsere nächste Etappe: Stagire.