Aromen von woanders

Norwegen - Skrei und Königskrabbe

Norwegische Spezialitäten: Polarkabeljau oder doch lieber Königskrabbe – es ist schwer sich zwischen dem Skrei und diesem imposanten Krustentier zu entscheiden. Aber warum nicht beide geniessen!

Neueste Ausgabe : 21 Februar 2022

Bis Ende April haben die meisten Restaurants in Norwegen Skrei auf der Speisekarte. Es ist ein Kabeljau, der Tausende von Kilometern gegen die Strömung aus der Barentssee zurückgelegt hat, um in den klaren Gewässern des Lofoten-Archipels zu laichen.

Sein Fleisch ist daher muskulös, zart und perlweiß.

Am frühen Morgen, begleitet von den Schreien der Möwen, verlassen die kleinen Trawler die Häfen für  diesen wundersamen Fischfang. In der Nähe der Häfen stehen seltsame Holzgestelle: Dort werden die Dorsche, am Ende ihrer langen Reise von 2000 Kilometern Skrei genannt, zum Trocknen aufgehängt.

Kopflos und ausgenommen, paarweise zusammengebunden, bleiben sie so bis Juni, mit dem Rücken zum Wind hängen, und verlieren dabei ¾ ihres Gewichts. Dann „stokkfisk“ genannt, halten sie viele Monate, sogar Jahre. In Bars werden anstelle von Erdnüssen oft kleine Stücke dieser getrockneten Fische serviert. Es ist vielleicht weniger fettig, aber ich persönlich bevorzuge Erdnüsse!
Ein Teil der Dorsche wird vor dem Trocknen gesalzen: das ist dann der „Kipfish“, der Kabeljau. Aber ein großer Teil wird frisch für die Gastronomie verkauft.
Um die Art zu erhalten, ist der Fischfang streng reglementiert und wird nur auf traditionelle Weise an Bord kleiner Boote betrieben.

Eine harte Arbeit

Das Skrei-Fischen zog einst mehr als 30.000 Menschen auf die Inselgruppe der Lofoten. Die Fischer wohnten damals in diesen Holzchalets, den berühmten Rorbuer, die heute in Ferienhäuser umgewandelt wurden. Zu der Zeit war der Komfort allerdingsl rudimentärer und die Männer waren dort zu 10 oder 12 zusammengepfercht.

Wohnverhältnisse, die den - entsetzlichen - Arbeitsbedingungen entsprachen. Ein Film im kleinen Ökomuseum von Njusfjord zeigt die harte Fischereiarbeit von kleinen Booten mit rudimentärer Ausrüstung aus. Die Fischer wurdenverschwanden manchmal zu Hunderten in den eisigen Gewässern. Und das alles für einen miserablen Lohn. Erst 1936 wurde von den Fischergenossenschaften ein Mindestpreis festgelegt!
Heute warten nur noch wenige tausend Fischer jeden Januar auf die Ankunft des Skrei.

Nichts geht verloren

Wie beim Schwein ist auch beim Fisch alles gut!
Allen voran: Lebertran. Seine medizinischen Wirkungen sind anerkannt: Lebertran ist gut für Herz, Augen und Gelenke.

Die Matrosen trugen Lebertran zum Schutz auf die Haut auf, imprägnierten damit ihre Kleidung, benutzten es zum Feuermachen... Kurz gesagt, der Geruch von Fisch war allgegenwärtig!
Dann sind da noch die Eier. Wenn Sie "Kaviar" lesen, freuen Sie sich nicht zu früh! Norwegischer Kaviar hat nichts mit den berühmten Störeiern zu tun! Salziger und süßer, wird arktischer Kabeljaurogen zu einer Art lokaler Tamara verarbeitet.

Die Köche der Gourmetküche bereiten gerne Kabeljau-Zungen zu.
Die getrockneten Köpfe werden nach Afrika exportiert und der Abfall wird auf den Feldern verteilt, düngt das Land und füttert die Möwen, die, gut gesättigt, so den an den Holzgestellen hängenden Kabeljau, den "Stokk", verschonen.

Russische Königskrabbe

Ein weiterer „wundersamer“ Fang ist der der Kamtschatka-Königskrabbe, die wegen ihres zarten und schmackhaften Fleisches, das an Hummer erinnert, sehr geschätzt wird. Riesenkrabben, die bis zu 12 kg wiegen können (normalerweise 8 kg, was nicht schlecht ist!) bei einer Spannweite von 2 Metern!


1961 hatten die Sowjets die Idee, Krabben aus ihren Heimatgewässern Bristol Bay in Alaska zu entnehmen, um sie nach Wladiwostok zu schicken und dort eine neue Ressource für diese sehr arme Region zu schaffen.
Aber wenn Wolfsfische im Nordpazifik die Krabbenpopulation begrenzt hatten, haben sie in Russland keine Raubfische. Von dort gelangten sie in norwegische Gewässer und verarmten den Meeresboden, weil sie allerlei Fische, und andere Schalentiere verschlingen. Und da jedes Weibchen mehrere zehntausend Eier pro Jahr legt, verbreiten sie sich ständig.

Diese riesige Seespinnen-ähnliche Krabbe ist ein Genuss für Feinschmecker. Obwohl sie auch in Deutschalnd zu finden ist (leider oft gefroren), ist es besser, sie vor Ort zu kosten. In der Region Finnmark kann man mit den dortigen Fischern hinaus aufs Meer fahren um die  "Krabbentöpfe" einzuholen. Dann werden die Krabben direkt zubereitet. Ein wahrer Gaumenschmaus!